Wodurch zeichnen sich gute Colostrum Produkte aus?
Das werde ich natürlich immer wieder gefragt. Nun, zunächst kommt es darauf an, die Nahrungsketten der Kühe genau zu untersuchen. Die Böden der Weiden müssen in jedem Fall frei von Pestiziden sein und nicht überdüngt. Die landwirtschaftlichen Betriebe sollten darüber hinaus auch nach der Zulassungsverordnung EG- 853/2004 zertifiziert- und die Viehbestände entsprechend registriert sein.
Den Muttertieren dürfen über die eingesetzten Futtermittel auch keine Antibiotika und Hormone verabreicht werden. Optimale Bedingungen findet man in Europa insbesondere bei Betrieben mit kontrolliert biologischer Tierhaltung vor (BIO), da die o.g. Voraussetzungen durch die EG-BIO-Verordnung per Gesetz sichergestellt werden. Dadurch kann eine spätere Kontaminierung des Colostrums durch Antibiotika- oder Hormonreste vollkommen ausgeschlossen werden kann. Die entsprechenden Produkte sind in Europa durch das BIO-Siegel einheitlich gekennzeichnet.
Das frisch abgemolkene Colostrum wird in der Regel in gefrorenem Zustand transportiert. Es versteht sich natürlich von selbst, dass hierbei ausschließlich nur Überschüsse verwendet werden sollten, welche das Kälbchen nicht mehr benötigt. Im entsprechenden Produktionsbetrieb wird das Colostrum aufgetaut und idealerweise im Anschluss direkt weiterverarbeitet. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass im gesamten Herstellungsprozess möglichst keine Hitze aufgewendet werden darf, da ansonsten die hitzeempfindlichen Wirkstoffe denaturiert werden können.
Da Colostrum in vielen Ländern als Milchprodukt eingestuft wird (z.B. USA, Neuseeland, Australien), muss der Naturstoff für kurze Zeit leider hoch erhitzt werden, was die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe verständlicherweise stark beeinträchtigt. Von sprühgetrockneten oder auch pasteurisierten Produkten ist aus meiner Sicht deshalb eher abzuraten.
Die sterile Kaltfiltration des ursprünglichen Colostrums, gegebenenfalls auch eine Entkaseinierung, sowie eine entsprechend schonende Gefriertrocknung des Pulvers wären somit die Herstellungsmethoden meiner persönlichen Wahl. Die zuvor beschriebenen Prozesse sind allerdings mit einem recht hohen technischen und logistischen Aufwand verbunden, der meines Erachtens aber den meist höheren Preis des fertigen Colostrum Produktes durchaus rechtfertigt.
Von allzu günstigen Offerten im Internet sollte man aus meiner Sicht allerdings Abstand nehmen. Denn oft werden bereits einzelne Flüssig- oder Kapselprodukte für unter 15 Euro angeboten. Eine gesunde Skepsis bezüglich der tatsächlichen Qualität ist hier also durchaus angebracht.
Warum ist ein Analysenzertifikat wichtig?
Schließlich ist es für mich natürlich auch immer sehr aufschlussreich, was die Analyse des fertigen Produktes tatsächlich aussagt. Ich habe nachfolgend einmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
Zunächst erwarte ich von einem gut verarbeiteten Colostrum einen relativ hohen Proteingehalt von mindestens 60%. Denn die sogenannten „Bindungsproteine“ sollten möglichst nicht zu stark extrahiert werden, damit die biologische Aktivität der Wachstumsfaktoren gewährleistet bleibt.
Darüber hinaus ist eine hohe Bandbreite der enthaltenen Immunfaktoren ebenfalls sehr wünschenswert. Der oft angegebene IgG Wert sollte in einem Bereich von 20-30% liegen – sich dabei aber natürlich nicht durch eine Extraktion der übrigen Proteine ergeben. In diesem Zusammenhang ist es selbstverständlich auch von höchster Relevanz, dass dem Colostrum nicht nachträglich Immunglobuline oder gar Blutplasma zugesetzt werden, um den IgG Wert auf diese Art und Weise künstlich anzuheben.
Angegebene Werte von über 30% IgG Gehalt in kommerziell angebotenen Colostrum Produkten sind eher unrealistisch und mit einer gesunden Skepsis zu betrachten. Eine Überprüfung der gesamten „Colostrum-Kette“ sollte im besten Fall durch unabhängige Institutionen, z.B. staatlich zertifizierte Öko-Kontrollstellen, sichergestellt werden. Denn die so ausgezeichneten Produkte vermitteln ein hohes Maß an Vertrauen und Sicherheit. Im Zweifelsfalle sollten Sie ganz einfach immer eine aussagekräftige (!) Produktanalyse beim entsprechenden Anbieter anfordern.
Mein Fazit: Eine ausgewogene und natürliche Verteilung der vielfältigen Inhaltsstoffe in einem guten Produkt von „glücklichen Kühen“ ist sehr viel entscheidender für die einzigartige Wirkungsweise von Colostrum, als eine Herausstellung einzelner, weil leider oft manipulierter Vergleichskomponenten.
Ihr Dr. Marco Prümmer
Sehr geehrter Herr Dr. Prümmer,
mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag zum Colostrum gelesen.
Da ich als Heilpraktiker, aber im Gegensatz zu manchen Kollegen, mich stark an der Schulmedizin orientiere und arbeite, ist es für mich notwendig, die orthomolekularen Präparate zu kennen. Leider finde ich diesbezüglich selten Analysen einzelner Präparate.
Meine Frage an Sie richtet sich an Infoquellen Ihrerseits, die Sie mir empfehlen könnten die vertrauenswürdig erscheinen.
Ferner, gibt es Laobors die Präparate-Analysen durchführen, die auch noch erschwinglich sind? Ich würde gerne zwei Colostrum-Präparate zum Vergleich relevanter Inhaltsstoffe zur Analyse geben. Dabei denke ich an IgG, das immer beworben wird und ob das immer der Realität entspricht, wage ich zu bezweifeln. Eines der Präparate wirbt mit 60 mg IgG!
In einem Labor würde die Tatsache bestätigt werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Rothner
Hallo Herr Rothner,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Wenn Sie sich für entsprechende Analysen von Colostrum Produkten interessieren, empfehle ich beispielsweise die MLUA in Oranienburg (https://www.mlua.de/)
Der von Ihnen genannte IgG-Wert von 60 mg erscheint im Übrigen auch mir zu hoch.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen so weiter helfen.
Liebe Grüße
Dr. Marco Prümmer