Eine Kuhherde auf der Wiese

Einige Anbieter von Colostrum Produkten propagieren als Qualitätsmerkmal ausschließlich den maximalen Gehalt an Immunfaktoren und loben infolgedessen primär den IgG-Wert ihrer Colostrum Produkte aus.

Und obgleich Immunglobuline tatsächlich als Argument für den Landwirt dienen, um die Qualität des Rohstoffes speziell für die Kälberaufzucht zu bestimmen, wird dieses Beurteilungskriterium in Bezug auf Präparate für den menschlichen Gebrauch meines Erachtens völlig überbewertet.

Der IgG Irrtum

Denn ausschlaggebend für die Qualität eines guten Colostrum Produktes ist nicht zwangsläufig die Höhe des Gehaltes an Immunglobulinen, sondern in allererster Linie das hoch komplexe Zusammenspiel der über 400 Einzelkomponenten in der Erstmilch. Einige der Inhaltsstoffe werden dabei erst im Darm zu biologisch aktiven Fraktionen umgewandelt.

Dazu ist es allerdings erforderlich, dass diese ILG- (Insulin Like Growth) Faktoren in einem weitgehend unveränderten Colostrum an die zugehörigen Bindungsproteine gebunden bleiben. Durch einen sinkenden pH-Wert (wie er beispielsweise im menschlichen Magen vorkommt) werden sie sukzessive aktiviert.

Im Darm geben diese Bindungsproteine die ILG-Faktoren schließlich vollständig frei, so dass diese ihre gesundheitsförderlichen Funktionen aufnehmen können. Sie kurbeln unter anderem das körpereigene Immunsystem an, so dass mehr Immunglobuline erzeugt- und im Anschluss in das Blut ausgeschüttet werden können.

Bindungsproteine mit Transportfunktion

Demzufolge erfüllen die Bindungsproteine eine wichtige Funktion, indem sie sowohl den Zeitpunkt als auch den Ort, an dem ein ILG-Faktor aktiviert werden soll, festlegen. So werden die entsprechenden Faktoren nur wirkspezifisch und ausschließlich im entsprechenden Zielgewebe freigesetzt.

Meiner Meinung nach ist daher ein Colostrum Produkt, dessen Immunfaktoren durch den enzymatischen Entzug von Bindungsproteinen stark aufkonzentriert wurden, aus rein gesundheitlicher Sicht eher kritisch zu betrachten.

Ein IgG-Wert von bis zu 70% ergibt somit wenig Sinn, wenn zu diesem Zweck die regulierenden Bindungsproteine entfernt- oder geschädigt- und die ILG-Faktoren mitunter unkontrolliert freigesetzt werden. Denn idealerweise sollten diese in natürlich gebundener Form verabreicht werden, da es sich grundsätzlich um aktive Substanzen handelt. Aus meiner Sicht ist deshalb eine naturbelassene Verarbeitung von Colostrum Produkten der „künstlichen“ Aufkonzentration der Immunglobuline in jedem Fall vorzuziehen.

Im Zweifelsfall empfehle ich jedem Interessenten, sich vor dem Kauf eines Erstmilch Präparates beim jeweiligen Anbieter über dessen genaue Zusammensetzung zu informieren und gegebenenfalls auch eine Analyse anzufordern. Seriöse Anbieter werden diesem Wunsch sicherlich jederzeit nachkommen.

Denn die Natur selbst verfügt bereits über die bestmögliche Rezeptur.

Ihr Dr. Marco Prümmer

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