Anfang Dezember letzten Jahres entdeckten britische Wissenschaftler eine neue Mutation des SARS-CoV-2 Virus, welche mit einer konsistenten Erhöhung der Übertragbarkeit von mehr als 50% deutlich infektiöser ist als alle bisherigen Varianten.
Mutationen im Erbgut
Mit 17 Mutationen im Erbgut, welche insbesondere das Stachelprotein verändern, breitet sich das B.1.1.7 genannte Coronavirus nunmehr kontinuierlich im Königreich aus – und trotz eines umfassenderen Lockdowns im Südosten Englands sowie in der Metropole London ist es bislang nicht gelungen, diese neue Mutation wirkungsvoll einzudämmen.
Infolgedessen haben die britischen Gesundheitsbehörden das mutierte Coronavirus zwischenzeitlich als VOC (Variant Of Concern), also als besorgniserregende SARS-CoV-2 Version eingestuft. Und es steht leider zu befürchten, dass sich B.1.1.7 mittelfristig auch im übrigen Europa als die vorherrschende Variante durchsetzen wird.
Ermittlung der Genomsequenzen
Aus diesem Grunde konzentrieren sich neben Großbritannien inzwischen auch andere europäische Länder neben der eigentlichen Erfassung der Infektion verstärkt auf die Genomsequenzdaten, welche konkrete Rückschlüsse auf die jeweiligen Virusvarianten zulassen. Ein britisches Forscherteam kommt dabei zu dem Ergebnis, dass B.1.1.7 die Reproduktionszahl mitunter um den Faktor 0,36 bis 0,68 im Vergleich zu den bereits bekannten Mutationen erhöhen könnte. (Volz et al. 2020)
Und obgleich die neue Coronavariante nach ersten Einschätzungen glücklicherweise keine höhere Letalität bedingt und auch Impfstoffe die erwartete Wirkung aufweisen, führt der signifikante Übertragungsvorteil von B.1.1.7 bei den derzeitigen Fallzahlen zwangsläufig zu einer höheren Infektionsrate und somit auch häufiger zu schweren CoVid-19 Krankheitsverläufen und den entsprechenden Todesfällen.
Höhere Virenlast
Zumal die neue Variante auch mit einer höhere Virenlast einherzugehen scheint. (MedRxiv: Kidd et al. 2020). Das Infektionsgeschehen könnte sich durch B.1.1.7 in den nächsten Wochen und Monaten mitunter dramatisch verändern, wenn sich aufgrund der oben beschriebenen Erkenntnisse erheblich mehr Menschen infizieren und sich das effizientere Coronavirus somit weiterhin exponentiell ausbreitet.
Auch bislang getroffene Maßnahmen wie beispielsweise Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen würden deutlich an Wirkung einbüßen und den Kampf gegen das Virus erschweren. Nach der vorläufigen Einschätzung von Experten wird erwartet, dass die neue Coronavirus-Variante B.1.1.7 bereits Ende Januar oder Anfang Februar auch in Deutschland einen merklichen Einfluss auf die entsprechenden Fallzahlen haben könnte.
Die Zeit arbeitet gegen das Virus
Ziel muss es also sein, die flächendeckende Ausbreitung von B.1.1.7 in Deutschland und Europa so lange wie möglich hinauszuzögern und das Pandemiegeschehen in den kommenden Monaten über geeignete Maßnahmen weiterhin konsequent unter engmaschiger Kontrolle zu halten. Denn die Zeit arbeitet erstmalig gegen das Virus.
Mit den zwischenzeitlich zugelassenen und jetzt verstärkt zum Einsatz kommenden Impfstoffen könnte das Coronavirus sukzessive eingedämmt- und somit auch die weitere Zirkulation von B.1.1.7 wirkungsvoll unterbunden werden. Die Pandemie ist in eine entscheidende Phase eingetreten – nun liegt es an uns schnell und entschlossen zu handeln, um im Wettlauf gegen die Zeit am langen Ende über das Virus zu obsiegen.
Bleiben Sie gesund.
Ihr Dr. Marco Prümmer